Wie wir das Cold-Start-Problem bei deinekita.de gelöst haben
Das „Cold Start Problem“ ist eine der größten Herausforderungen für Plattform-Startups: Wie bringt man die erste kritische Masse an Nutzern auf eine Plattform, wenn diese noch keinen Wert bietet? Ohne genügend Eltern, die Kitaplätze suchen, wären Kitas nicht interessiert. Ohne genügend Kitas gäbe es keinen Grund für Eltern, sich anzumelden. Genau dieses Dilemma beschreibt Andrew Chen in seinem Buch The Cold Start Problem und erklärt anhand von Unternehmen wie Uber, Tinder und Slack, wie sie dieses Problem gelöst haben.
Bei deinekita.de standen wir vor genau dieser Herausforderung. In diesem Artikel teilen wir, wie wir unser Plattform-Startup von null auf über 30.000 monatliche Elternnutzer skaliert haben – ohne bezahlte Werbung und mit einem starken Fokus auf organisches Wachstum.
In diesem Artikel
Das erste „Atomic Network“ finden
Die Angebotsseite zuerst aufbauen (Kitas & Träger gewinnen)
Die Nachfrageseite durch SEO und virale Effekte aktivieren
Der Auslöser dieses Artikels: Ein Buch sprach mir aus der Seele
Durch einen Artikel bei GoPractice und Medium bin ich auf das Buch von Andrew Chen gestoßen "The Cold Start Problem" welcher mit Praxisbeispielen von Uber, Slack, Tinder, Dropbox, Instagram und PayPal erklärt, wie Startups mit Netzwerkeffekten ihr Kalt-Start-Problem lösen und beide Parteien auf die Plattform bringen, ohne große Mittel zu Beginn oder ohne viel Geld um sich zu schmeißen zum loslegen.
Da wir mit unserem Startup deinekita.de ebenfalls ein Plattform Modell haben, habe ich direkt das Buch gekauft, in windeseile gelesen - geradezu verschlungen - und etliche hilfreiche Tipps daraus ziehen können.
„Starting a business from scratch and attracting your first paying customers is a sizable challenge.“
Matthias Ohnemus - The Cold Start Problem Book
1. Das erste „Atomic Network“ finden
Andrew Chen beschreibt das Konzept des Atomic Network: eine kleine, aber funktionierende Gruppe von Nutzern, die alleine bereits genug Wert generieren, um die Plattform am Leben zu halten.
Unsere Situation: Eine Plattform von 0 aufbauen
Unsere erste Hypothese war: Wenn wir eine Stadt oder einen Stadtteil finden, in dem das Problem besonders akut ist, könnten wir dort eine kritische Masse an Eltern und Kitas aufbauen. Also entschieden wir uns für eine hyperlokale Strategie und starteten gezielt in Hamburg mit einigen Stadtteilen, die für ihre Kitaplatz-Knappheit bekannt sind.
2. Die Angebotsseite zuerst aufbauen (Kitas & Träger gewinnen)
Wie auch Uber und Airbnb sich zuerst auf die „schwierige Seite“ des Marktplatzes konzentrierten (Fahrer bzw. Vermieter), fokussierten wir uns darauf, Kitas auf die Plattform zu bekommen.
Wie wir vorgingen: Fokus auf ein Stadtteil
Dafür nutzten wir drei zentrale Hebel:
Kostenlose Listung: Wir erstellten automatisch Profile für jede Kita in Deutschland auf Basis öffentlicher Daten.
SEO-Optimierung: Jede Kita-Seite wurde so optimiert, dass sie bei Google gefunden wurde, wenn Eltern nach Kitaplätzen in ihrer Stadt suchten.
Direkte Ansprache von Trägern: Wir kontaktierten Kita-Träger mit dem Versprechen, ihre Sichtbarkeit zu erhöhen und ihren Verwaltungsaufwand zu senken.
Das Ergebnis? Innerhalb weniger Monate hatten wir eine solide Basis an gelisteten Kitas – die Plattform sah gefüllt aus und bot echten Mehrwert für Eltern.
3. Die Nachfrageseite durch SEO und virale Effekte aktivieren
Mit welchen Techniken haben wir es mit deinekita.de geschafft, einen frühen Kundenstamm aufzubauen und zu vergrößern?
Sobald genug Kitas auf der Plattform waren, mussten wir Eltern auf deinekita.de bringen. Hier setzten wir stark auf SEO:
Wir erstellten über 60.000 individuelle Kita-Detailseiten, die automatisch indexiert wurden.
Eltern suchten in Google nach „Kitaplatz + [Stadt]“ und fanden direkt unsere Seiten.
Innerhalb von sechs Monaten hatten wir 30.000 monatliche Besucher – komplett organisch.
Zusätzlich führten wir eine virale Eltern-Checkliste ein: Ein einfacher Fragebogen zur Kitaplatz-Suche, den Eltern mit anderen Eltern teilen konnten. Dies erzeugte weiteren kostenlosen Traffic.
Einer der Schlüssel zum Wachstum ist es, ein Atomic Network aufzubauen. Nathan Blecharczyk von Airbnb betont, man sollte sich zu Beginn darauf konzentrieren, die notwendige Masse zu erreichen, ohne sich um die Skalierbarkeit oder Profitabilität zu kümmern.
Genau das taten wir: Wir sind zwar seit Livegang in ganz Deutschland mit deinekita.de verfügbar, allerdings fokussierten wir uns sehr stark auf einen Stadtteil, danach einen weiteren, dann noch einen und nun ganz Hamburg. Wir optimierten unsere B2B Sales Strategie und landeten bei einer erfolgreichen Methode: Eine Fake-Kitaplatz-Anfrage E-Mail an Kitas für einen Erstkontakt.
Bedeutete: Wir bauen ein lokales Atomic Network - Stück für Stück Kitas in Hamburg verifizieren, das Angebot verbessern und Eltern darauf loslassen. Der magische Moment - ein erfolgreich vermittelter Kitaplatz - tritt ein, wenn das Produkt so überzeugend ist, dass es von selbst weiterempfohlen wird. Bisher konnten wir das allerdings bei Eltern noch nicht messen oder feststellen.Unser Freemium-Modell: Die kostenlose Option gibt den Eltern die Möglichkeit, unsere Plattform ausgiebig zu testen. Das erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass sie später auf ein kostenpflichtiges Angebot umsteigen. Warum zum Beispiel verschenkte Dropbox 2GB Speicherplatz zu Beginn anstatt nur 1GB? Weil sich Nutzer länger an das Produkt gewöhnen, es nutzen und schließlich eher Zahlungsbereit sind.
Unser Fazit
Das Cold-Start-Problem kann nicht mit einer einzelnen Maßnahme gelöst werden. Stattdessen braucht es eine Kombination aus der richtigen Strategie, Produkt-Design und cleverem Wachstumshacking.
Unser Ansatz – zuerst die Angebotsseite zu füllen, dann über SEO Nachfrage zu generieren – hat sich für deinekita.de als extrem effektiv erwiesen. Heute sind wir eine der größten Kitaplatz-Plattformen in Deutschland und arbeiten daran, den nächsten Wachstumssprung zu machen.
Falls du gerade ein Marktplatz-Startup aufbaust, empfehlen wir dir dringend The Cold Start Problem von Andrew Chen zu lesen – es könnte der Schlüssel für dein Wachstum sein!